Beltane – Fest der Druiden, des Feuers und des Lichts
Wenn das Feuer tanzt, tanzt das Leben mit.
Beltane – das keltische Fest des Lichtes, des Sommers und der Lebenskraft – lädt uns ein, den Frühling endgültig hinter uns zu lassen und mit offenem Herzen in das blühende Leben einzutreten.
In der Nacht zum 1. Mai, wenn die Tage spürbar länger werden und die Natur in sattem Grün und ersten Blüten explodiert, beginnt eine besondere Zeit. Die Schleier zur Anderswelt werden dünner, die Grenzen zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem beginnen zu flirren. Es ist, als ob Feen, Ahnengeister und Feuerwesen durch die Ritzen der Welt tanzen und uns zuflüstern: Erinnere dich – an deine Lebendigkeit, an deine Sinnlichkeit, an das heilige Feuer in dir.
Beltane berührt etwas Uraltes in uns – ein Wissen, das tiefer reicht als Worte. Es erinnert uns an den Rhythmus des Lebens, an heilige Übergänge, an die Kraft des Lichtes, das aus der Dunkelheit geboren wurde.
Woher kommt Beltane?
Der Name Beltane stammt aus dem Reich der Kelten. Er setzt sich zusammen aus Bel – dem strahlenden Licht – und teine, dem Feuer. In der neuirischen Sprache heißt der1. Mai bis heute Lá Bealtaine.
Beltane gehört zu den vier großen keltischen Schwellenfesten – neben Imbolc, Lughnasadh und Samhain – und markiert den Beginn des Sommers. Die dunkle Jahreshälfte liegt nun endgültig hinter uns. Jetzt geht es darum, in die volle Kraft des Lebens einzutreten, die innere Sonne zu entfachen und den Tanz des Werdens zu feiern.
Die Erde ist fruchtbar, das Leben pulsiert – und wir sind mittendrin.
Das Fest der Druiden
Ursprünglich war Beltane ein Fest der Druiden. Überliefert ist, dass auf den Hügeln heilige Feuer entzündet wurden – nicht nur zur Ehre der Götter, sondern auch zum Schutz für Mensch, Tier und Land.
Die Herden wurden damals zwischen zwei Feuern hindurchgeführt, um sie vor Krankheit und bösen Einflüssen zu bewahren. Diese Feuer waren lebendige Tore: sie heilten, stärkten und segneten das Leben.
Auch wenn vieles mündlich überliefert wurde und die christliche Zeit vieles überlagert hat – das Feuerwissen der Alten ist nicht verloren. Es lebt in uns weiter, wenn wir an einem Beltane-Abend still in eine Flamme blicken, wenn wir tanzen, räuchern oder den
Himmel um Segen bitten.
Licht, Liebe, Lebenslust
Beltane steht Samhain gegenüber – dem Fest des Abschieds und der Ahnen. Während Samhain die Dunkelheit ehrt, feiern wir an Beltane das Leben in seiner ganzen Fülle: die heilige Hochzeit von Himmel und Erde, von männlich und weiblich, von Geist und Körper.
Diese Vereinigung findet nicht nur im Außen statt. Auch in uns selbst dürfen sich jetzt Anteile verbinden, die lange getrennt waren. Intuition und Handlung, Sanftheit und Kraft, Hingabe und Wille – sie gehören zusammen.
Beltane erinnert dich daran, dich ganz zu verkörpern. In deiner Sinnlichkeit, in deiner Wildheit, in deiner schöpferischen Kraft als Frau.
Die Tore zur Anderswelt
Wie an Samhain, so ist auch an Beltane die Grenze zur Anderswelt durchlässig. Feen, Baumwesen, Wassergeister und das kleine Volk sind jetzt besonders nah – du kannst sie spüren, wenn du in der Stille lauschst, wenn du durch den Morgentau gehst oder
wenn der Wind in den Zweigen eine Geschichte zu erzählen scheint.
Man sagt, in dieser Nacht soll man die Orte der Naturgeister meiden – aus Achtung, nicht aus Angst. Gleichzeitig kannst du ihnen danken. Lege kleine Gaben ab: ein Stück Gebäck, einen Tropfen Honig, ein Lied oder ein Gebet. Sie lieben Süßes – und die aufrichtige Geste eines wachen Herzens.
Traditionen und Rituale für heute
Beltane darf wild und ekstatisch gefeiert werden – mit Tanz, Feuer, Wein und Lebenslust. Es darf aber auch zart und still sein. Denn es geht nicht darum, alte Bräuche zu kopieren. Sondern darum, sie mit deinem eigenen Herzschlag neu zu beleben.
Ein paar Ideen für dein eigenes Beltane-Ritual:
• Entzünde ein Feuer oder eine Kerze – und lade deine Lebenskraft ein, sich durch dich auszudrücken.
• Schmücke einen Baum mit bunten Bändern – für Fruchtbarkeit, Fülle und inneres Wachstum.
• Pflücke Holunderblüten oder Löwenzahn und danke der Natur für ihre Fülle.
• Räuchere mit Birkenblättern, Beifuß oder Rose – für Reinigung, Vision und Herzensöffnung.
• Nimm ein Salzbad mit Waldmeister, Birke oder Rosenblüten – zur Klärung und Segnung.
• Bereite eine Maibowle zu (siehe Rezept unten) – und teile sie mit Menschen, die du liebst.
• Frage ein Orakel – z. B. das Apfelschalenritual – und öffne dich für die Botschaften des Lebens.
• Lege eine Gabe aus Brot, Honig oder Wein an einen Baum oder eine Quelle – als Zeichen deiner Dankbarkeit.
Segen & Dank zu Beltane – ein einfaches Ritual
Nimm dir einen Moment für dich.
Stell dich barfuß in den Garten oder an dein geöffnetes Fenster.
Zünde eine Kerze an. Spüre deine Füße auf der Erde. Atme.
Flüstere in die Nacht:
Ich danke dem Feuer für mein inneres Leuchten.
Ich danke dem Wasser für meine Wandlungsfähigkeit.
Ich danke der Erde für ihre Fülle.
Ich danke dem Wind für die Freiheit meines Herzens.
Lege dann deine Gabe an einen Baum, eine Pflanze oder eine Quelle.
Spüre, wie dein Dank hinausfließt – und wie du beschenkt wirst mit Verbundenheit.
Wasser als Quelle der Schönheit
Ein alter Brauch besagt, dass das Waschen mit dem Morgentau oder dem Wasser
einer Quelle in der Beltane-Dämmerung heilend wirkt – und jeder Frau Schönheit
verleiht.
Vielleicht möchtest du dich am Morgen nach Beltane mit frischem Wasser segnen.
Wasche dein Gesicht, während du flüsterst:
Möge meine Kraft leuchten. Möge mein Herz weich bleiben.
Möge mein Weg gesegnet sein.
Höre dir auch gerne dazu meinen Podcast an....
Zeig ich mich – oder doch nicht?
Dieser Satz trifft mich.
Weil ich ihn kenne.
Weil ich genau da stehe.
Schon so lange.
Ich spüre sie, die Kraft in mir.
Diese leise, starke Stimme.
Diese Löwin, die mich manchmal im Traum anschaut – wach, wachsam, bereit.
Und doch zögere ich.
Immer wieder.
Ich weiß, dass sie da ist.
Aber ich habe Angst vor dem Moment, in dem ich mich ihr ganz zuwende.
Denn was, wenn ich sie rufe – und sie antwortet?
Was, wenn ich mich wirklich zeige?
Was, wenn ich dann nichts mehr zurückhalten kann?
Meine Sehnsucht.
Meine Wahrheit.
Meine ganze Kraft?
Ich sehne mich danach, zu brennen – ohne zu verbrennen.
Mich auszubreiten – ohne mich zu verlieren.
Ich will mich nicht länger vor mir selbst verschließen.
Und doch...
Ich bin es so gewohnt, leiser zu sein als ich bin.
Mich kleiner zu machen, mich zu schützen.
Und dann kommt da Beltane –
und es flüstert mir zu:
Du darfst.
Du darfst dich zeigen.
Du darfst dich erinnern.
Du darfst dich lieben in deiner wilden, ungezähmten Wahrheit.
Und plötzlich spüre ich:
Es geht nicht darum, perfekt bereit zu sein.
Es reicht, einen Schritt zu machen.
In Richtung Löwin.
In Richtung Licht.
In Richtung Ich.
Von mir an dich
Reflexionsfragen für dein Beltane-Fest
• Was will in mir aufblühen – in meinem Körper, meinem Leben, meiner Beziehung zu mir selbst?
• Welches innere Feuer wartet darauf, entfacht zu werden?
• Was möchte durch mich lebendig werden?
• Welcher Kraftort, welches Wesen, welche Pflanze begleitet mich durch den Sommer?
Beltane ist eine Einladung und Erinnerung.
Erinnerung an das, was in dir lebt. An das, was du bist, wenn du nichts zurückhältst.
Ein wilder, sanfter Ruf: Tanze. Werde. Sei.
Willkommen, Beltane. Willkommen, Leben.
Herzlich, Dorothea
Instagramm: @dorothearupprecht